Project Description
Eckdaten
Bericht
75 Organisationen aus München und Umgebung waren der Einladung der Landeshauptstadt und dem Zusammenschluss Nord Süd Forum München e.V. gefolgt und hatten sich angemeldet, um auf der 1. Münchner entwicklungspolitischen Börse ihr Engagement für eine gerechte Welt darzustellen. Und mehr als 1200 Münchnerinnen und Münchner kamen am Samstag, den 23.10.2010, nachmittags ins Alte Rathaus und informierten sich über Entwicklungspartnerschaften und Fairen Handel, Auslandspraktika und Menschenrechtsarbeit, Klimaschutz und Maßnahmen zum Erhalt der Regenwälder.
Bereits im Eingangsbereich des Alten Rathauses bekamen die Besucherinnen und Besucher einen ersten Eindruck vom vielfältigen entwicklungspolitischen Engagement in München. Im Filmforum im Erdgeschoss wurden sie von afrikanischen Klängen empfangen – aus Musikvidoes, die der Verein Xchange perspectives mit jungen Künstlern im Sudan gedreht hatte. Auch andere Münchner Organisationen zeigten dort in kurzen Dokumentarfilmen wichtige Elemente ihrer Arbeit, z.B. über das Flutwarnsystem, das die Münchner Rück Stiftung in Mosambik eingerichtet hat, über das Streubombenverbot, für das sich Handicap international engagiert oder das Fair Flower Label das FIAN zur Unterstützung der Blumenarbeiterinnen in Afrika und Lateinamerika eingeführt hat.
Auf dem Weg hinauf zum Alten Rathaussaal konnte man sich in der Ausstellung „Global denken – lokal handeln“ Anregungen für individuelle Handlungsmöglichkeiten holen und in der nagelneuen Ausstellung „München – Partner weltweit“ über die Entwicklungspartnerschaften der Landeshauptstadt München informieren.
Das Foyer im Obergeschoss war als große Aktionsfläche eingerichtet. Nicht nur Kinder, sondern auch Vertreter der älteren Generationen interessierten sich für die Mikro-Solaranlagen zur Selbstmontage, bemalten Stofftaschen oder Geckos und probierten am Klimastand aus, wie lange man radeln muss, um eine Glühbirne zum Leuchten zu bringen. Im Diskussionsforum wechselten im halbstündigen Abstand die Expertinnen /Experten und die Themen. Gut besucht waren sie alle – sei es die Diskussion „Drogenkonsum hemmt Entwicklung“ mit einem Experten von Earthlink e.V., die Auseinandersetzung über Klimagerechtigkeit mit einem Vertreter der Katholischen Kirche oder die kritische Frage einer ehemaligen UN-Mitarbeiterin: „Millenniumsentwicklungsziele: Realität oder Rhetorik?“
Das Herz der entwicklungspolitischen Börse aber schlug im Saal selbst. Eine enorme Vielfalt an Themen, Organisationsformen, Engagierten aller Generationen und unterschiedlicher Nationalitäten waren hier in einem Raum vertreten: Schülerinitiativen wie „Plant for the Planet“, Kirchliche Einrichtungen wie Misereor oder die Mission Eine Welt, Migrantenorganisationen wie Buspad e.V. oder „empor – Aufbauhilfe für Afghanistan“, Solidaritätsgruppen wie „HaMuPa (Harare-München Partnerschaft)“ oder „Campo Limpo“, Stiftungen wie „Menschen für Menschen“ oder die „Georg Kraus Stiftung“, Fachorganisationen wie „Ärzte der Welt“ oder „Ingenieure ohne Grenzen“ und viele weitere Vereine und Organisationen, die sich für eine bestimmte Region oder für ein besonderes entwicklungsrelevantes Thema stark machen. So stach das Windrad-Modell von Green Step e.V. ebenso hervor wie die große Friedensglocke von „Bell Amani“ und der Fair-Handels-Kiosk vom Fairkauf Handelskontor. Auch städtische Stellen wie das Pädagogische Institut des Schulreferats, die Flüchtlingsrückkehrhilfe des Sozialreferat und die Arbeitsstelle Eine Welt sowie der Klimastand des Referats für Gesundheit und Umwelt waren vertreten.
Aufgrund dieser Vielfalt war schon der Austausch der Aussteller untereinander äußerst spannend und lebendig. Aber auch die Besucherinnen und Besucher zeigten ein enormes Interesse daran, wie man sich für eine gerechtere Welt engagieren kann, vor allem Informationen über Auslandspraktika waren höchst gefragt.
Trudi Schulze-Vogel, Geschäftsführerin des Nord-Süd-Forum München e.V., bestätigte dies. „Es ist sicherlich im Sinne aller Aussteller, die entwicklungspolitische Börse zu einer regelmäßigen Einrichtung zu machen.“
Nach dem öffentlichen Teil waren die Aussteller zu einem Empfang geladen. Frau Stadträtin Dr. Inci Sieber, die die Gäste im Namen des Oberbürgermeisters begrüßte, begründete das Engagement der Landeshauptstadt für entwicklungspolitische Fragen. Sie erläuterte, dass die Verantwortung Münchens für eine nachhaltige Entwicklung nicht an der Stadtgrenze endet, sondern auch die weltweite Entwicklung betrifft. Das bedeutet sowohl, das eigene Verhalten so auszurichten, dass es möglichst wenig Schaden in der Welt verursacht, als auch durch internationale Zusammenarbeit gemeinsam Problemlösungen zu suchen und mehr globale Verteilungsgerechtigkeit anzustreben.
Ralf Birkner, Vertreter der UN-Millenniumskampagne in Deutschland, sprach anschließend zum offiziellen Abschluss von Münchens Engagement als Botschafterstadt für die UN-Millenniums-Entwicklungsziele. Am 17.10.2009 hat München als erste deutsche Stadt diesen Titel von der UN-Millenniumskampagne in Deutschland für ein Jahr verliehen bekommen, um europaweit für ein kommunales Engagement zur Erreichung der Ziele zu werben.
Die Veranstaltung wurde von der Stelle für internationale Angelegenheiten im Büro des 3. Bürgermeisters initiiert und federführend betreut. Bürgermeister Hep Monatzeder: „Diese Vorbildfunktion haben wir nicht nur unseren städtischen Maßnahmen und Projekten, sondern vor allem auch den zivilgesellschaftlichen Akteuren zu verdanken. Die Börse hat gezeigt, wie gut aufgestellt und breit gefächert die entwicklungspolitische Landschaft in München ist und wie viel Fachwissen und Expertentum in unserer Stadt zu finden ist. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, dieses Engagement zu vernetzen, zu unterstützen und auf noch breitere Beine zu stellen.“
Einige Stimmen von Ausstellern:
Eleonore Diarra (Buspad e.V.): Es waren sehr viele Leute bei uns am Stand, wir haben über 120 Flyer ausgegeben. Viele wollen sich in Burkina Faso engagieren. Die Besucher haben ein außergewöhnlich großes Interesse gezeigt und sehr geduldig auf ein Gespräch gewartet.“
Kathrin Seyfahrt (Wunschträume/Netzwerk für Mädchen- & Frauenprojekte e.V): Eine sehr gelungene Veranstaltung, die unbedingt wiederholt werden sollte! Wir haben neue sehr interessante Kontakte knüpfen können.“
Sabine Dlugosch (Indienhilfe e.V.): Es ist schön, dass unsere Themen in die Stadtmitte geholt wurden! Der prominente Veranstaltungsort hat viele Besucherinnen und Besucher aller Generationen und gesellschaftlichen Schichten angelockt, die sich in anderen Einrichtungen wie dem EineWeltHaus nicht über die Schwelle trauen würden.“
Klaus Lehmann (Ecuadorkreis der Pfarrei Maria Trost): „Das Treffen war aus meiner Sicht presseseitig und plakativ äußerst dürftig begleitet. Man kann davon ausgehen, dass die meisten Besucher Bekannte der Aussteller waren. Insofern ist für mich diese 1. Münchner entwicklungspolitische Börse leider bei den Münchner Bürgern in kleinster Weise angekommen.“
Thomas Langs (Hand in Hand für Uganda e.V.): „Danke für die Super Logistik und Organisation! Wir sind rundum zufrieden. Auch der Austausch auf der Fachtagung am Freitag war wegen der Verschiedenartigkeit und Vielfalt der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr produktiv.“
Sylvia Glaser (Landeshauptstadt München, Sozialreferat): „Es war eine tolle Veranstaltung, sehr nützlich, um sich mit Vereinen zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen. Ich fand es sehr beeindruckend, dass in München so viel entwicklungspolitische Arbeit geleistet wird.“
Inge Wittenzellner (Nord-Süd-Forum München e.V.): „Am meisten beeindruckt hat mich die Vielfalt der Themen und die Aktiven aller Generationen und Nationalitäten, die in einem Raum vertreten waren – aktuelles konzentriertes angewandtes Weltwissen – praxisnahe, erfahrene `lokale Brückenbauer’ “. »